Ein Lean Startup basiert auf einem Denk Ansatz der sich vor allem durch effektive Produktentwicklung kennzeichnet. Der Ansatz ist eine immer beliebtere Methode vieler Gründer:innen, um die Aufbauphase ihrer Startups zu strukturieren.
Die von Eric Ries etablierte Methode zieht sich durch das gesamte Unternehmen und wirkt sich auf sämtliche Prozesse aus. Der Begriff selbst stammt aus dem englischen Sprachraum und lässt sich im Deutschen etwa mit „schlank“ ersetzen. Und genau dafür steht der Ansatz auch: schlanke und elegante Lösungen.
Grundlegend für Lean Startups ist der Lean-Management-Ansatz, welcher auf den Prozess der Unternehmensgründung sinnbildlich übertragen wurde, um die Ressourceneinteilung und Effizienz eines Produkt-Launchs zu perfektionieren.
Die Verschwendung von Ressourcen soll damit vermieden und die Produktentwicklung optimiert werden. Das Ziel eines jeden Lean Startups ist es deshalb einen Produkt-Launch mit wenigst möglich Kapital und Zeit zu realisieren, um schlussendlich ein erfolgreiches Unternehmen zu etablieren.
Obwohl die Methode natürlich an jedes Startup individuell angepasst wird, bietet sie einen universellen, wissenschaftlichen Ansatz für das Gründen und Managen von Startups. Lean Startup funktioniert wie eine Landkarte, die genau angibt, wann man abbiegt und wann man durchhält.
Die Wahrscheinlichkeit für Startups zu scheitern ist weiterhin weitaus höher, als die Wahrscheinlichkeit ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen. Bis zu 9 von 10 Startups scheitern allein in den ersten 3 Jahren. Einer der Hauptgründe für diese hohen Zahlen ist ein fehlender Product-Market-Fit.
Dabei ist ein Product-Market-Fit die Schicksalsfrage eines jeden Startups. Das bedeutet das Startup muss das Produkt finden, das genau zu seinem gewählten Markt passt.
Zudem stellt das Erreichen eines Product-Market-Fit einen Meilenstein im Unternehmen dar, denn er markiert den Übergang von der Suchphase zur Wachstumsphase.
Dadurch dass Startups auf stark innovativen Geschäftsideen, die noch kaum erprobt sind, basieren, ist die Chance hoch, dass der Markt für dieses Produkt keinen Bedarf hat. Das mangelnde Wissen und die nicht vorhandenen Datenmengen mit denen sich der Erfolg der jeweiligen Innovation und des dazugehörigen Marktes ablesen ließe bedeuten eine hohe Ungewissheit für die Gründer:innen. Klassische Gründungen im Einzelhandel oder in der Gastronomie umgehen dieses Risiko, da ihre Geschäftsideen bereits tausendfach validiert wurde.
Startups gehen also aufgrund der Unwissenheit hinsichtlich des Marktbedarfs von Anfang an ein höheres Risiko ein. Zusätzlich müssen sie mit hohem Zeitdruck zurechtkommen, um ihrem Ziel des exponentiellen Wachstums gerecht zu werden. Im Gegenzug dafür werden Startup Gründer im Falle von Erfolg auch weitaus höher belohnt als ein Restaurantbesitzer.
Der Lean Ansatz versucht nun das Produkt den Markt- und Kundenbedürfnissen anzupassen um höhere Erfolgschancen zu ermöglichen. Indem eine lange Planungsphase vermieden wird und das Produkt in mehreren Zyklen anhand von Kundenfeedback immer mehr optimiert wird, wird es dem Gründer ermöglicht ein Produkt mit wenig Ressourcen aber dennoch einem Product-Market-Fit zu entwickeln.
“Using the Lean Startup approach, companies can create order not chaos by providing tools to test a vision continuously.” (Eric Ries)
Anstatt also wertvolle Zeit mit Strategieplanung zu verlieren, setzt der Ansatz auf eine Mischung aus learning-by-doing und trail-and-error. Durch den Produktentwicklungsprozess wird klar was funktioniert und was zur Erfüllung der Kundenbedürfnisse angepasst werden muss.
Im Grunde geht Lean Startup davon aus, dass jedes Unternehmen, jedes Produkt auf einer Reihe von Annahmen basiert. Annahmen und Hypothesen über die Zielgruppe, die Kundenbedürfnisse, den Markt, die Wettbewerber et cetera. Diese Annahmen müssen möglichst genau in einem Business Model Canvas festgehalten werden, um einen Leitfaden für die Testung zu haben. Der Methode geht es darum diese Hypothesen möglichst schnell und effizient zu validieren oder zu verwerfen.
Dadurch erlangt das Startup schnelle Gewissheit, ob es auf der richtigen Spur ist oder das Produkt eventuell angepasst werden muss. Das macht es praktisch unmöglich Zehntausende Euro in die Produktentwicklung zu stecken, nur um dann zu realisieren, dass sich niemand dafür interessiert. Deshalb können Lean Startups finanzielle Engpässe durch flexibles Handeln und schnelle Produktanpassungen vermeiden.
Der Lean Ansatz beantwortet also nicht, ob das Produkt gebaut werden kann, sondern, ob es sinnvoll ist es zu entwickeln. Außerdem stellt die Methode nicht das Unternehmen in den Mittelpunkt, sondern das Produkt. Lean Startup hat als Ziel die Organisation um ein Produkt zu errichten, um so alle Operationen nach dem Innovationsprozess auszurichten.
Damit die Lean Methode funktioniert, müssen diese Annahmen so früh wie möglich getestet und auch während dem Entwicklungsprozess immer wieder neu überprüft werden.
Annahmen lassen sich logischerweise nicht von allein überprüfen. Um Gewissheit zu erlangen, müssen sie getestet werden. Die klassische Wahl hierfür ist, vor allem in den frühen Phasen, Beobachtungen oder Interviews mit Personen aus der gewünschten Zielgruppe. Dadurch lässt sich bereits einiges über die Probleme, Wünsche und Bedürfnisse der Target Group in Erfahrung bringen.
Einziges Problem: Die Versuchspersonen sind nicht Teil einer natürlichen Situation oder sind nicht ernsthaft in Ihrer Lösung interessiert. Doch es gibt eine Alternative:
MVPs, also Minimum Viable Products sind eine kleinstmögliche und minimale Lösung, die aber dennoch funktional genug ist um von Kunden verwendet zu werden. Diese minimal funktionsfähige Iteration erlaubt es schnell und kostengünstig ein Produkt zu entwickeln und dennoch Kundenbedürfnisse zu decken.
Der entscheidende Unterschied zu anderen Testungen, ist, dass das Produkt in Kontakt mit tatsächlichen Kunden, mit einem ernsthaften Kaufinteresse kommt. Sie sind keine durch äußere Variablen beeinflussten Versuchspersonen, sondern early adopters die Ihr Produkt lieben und im besten Fall weiterempfehlen.
Das macht MVPs zum perfekten Tool zur Durchsetzung der Lean Methode. Ebenso wie die Lean Startup Methode vermeiden sie eine lange Planungsphase und starten so schnell wie möglich mit der tatsächlichen Entwicklung basierenden auf den vorher festgelegten Annahmen. Sobald das MVP gelauncht wurde und erste Kunden es verwenden kann dieses Feedback zur Optimierung des Lean Startups verwendet werden.
Gleichzeitig lässt sich durch die Variation des Preises, zu dem das Produkt angeboten wird, die Zahlungsbereitschaft der Zielgruppe erproben.
Dann folgt der letzte Schritt des Lean Prozesses, welcher auch Build-Measure-Learn Prozess genannt wird. Zuerst wurde die minimale Version des Produkts entwickelt, anschließend das daraus erhaltene Feedback gemessen und schlussendlich wird das Feedback analysiert. In diesem letzten Schritt wird außerdem anhand des Business Model Canvas bestimmt, welche Annahmen sich als wahr behaupteten und welche als falsch.
Soll heißen: Die gesammelten Feedbackdaten der Kunden werden interpretiert, um zu verstehen, inwiefern das Produkt bereits die Marktbedürfnisse erfüllt. Zusätzlich ergeben sich aus den Daten Learnings, darüber welche Aspekte noch für die nächsten Zyklen verbessert werden müssen.
Denn die Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen. Damit das MVP zu einem vollwertigen, optimierten Produkt heranreifen kann, wird der Build-Measure-Learn Prozess konstant wiederholt.
Sie sollten Annahmen aber auch nur wirklich dann verifizieren bzw. falsifizieren, falls eine ausreichende Datenmenge das unterstützt. Vorschnelle Entscheidungen aufgrund von geringen Datenmengen und Vermutungen widersprechen der Lean Methode. Denn dadurch werden Produktanpassungen ausgeführt die nicht unbedingt den Kundenbedürfnissen entsprechen. Außerdem können Sie neue Hypothesen festlegen, um anschließend noch weitere Erkenntnis zu erlangen.
Im radikalsten Falle kann jedoch auch der erste Markttest zu der Erkenntnis führen, dass keinerlei Product-Market-Fit besteht, und die Produktidee besser verworfen werden sollte. Doch auch in diesem Fall können Sie sich glücklich schätzen den Lean Ansatz verfolgt zu haben.
Denn: schließlich haben Sie nur minimale Ressourcen verwendet um zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Hätten Sie sich für die sofortige, vollständige Entwicklung des Produktes entschieden, hätten Sie erst viel später erkannt, dass kein Interesse an Ihrem Produkt besteht und bereits weit mehr Ressourcen verbraucht.
Haben Sie eine gute Geschäftsidee, aber die Unsicherheit über deren Erfolg lässt Sie zweifeln? Die Lean-Startup-Methode zeigt Ihnen einen ressourcenarmen und vielfach validierten Weg um Gewissheit zu erlangen.
Lean Startups schaffen Raum für Innovation und Disruption. Die Methode erlaubt den Aufbau eines Startups basierenden auf Fakten anstatt auf losen Annahmen. Durch die Zyklen, bestehend aus Lernen, Verändern und Verbessern können Risiken vermieden und vielversprechende Produkte entwickelt werden.
Der Schlüssel zum Erfolg ist Entwicklung eines leistungsstarken MVPs. Wenn Sie diesen Schritt gemeistert haben, steht einer schnellen Skalierung Ihres Unternehmens nichts mehr im Wege.